Allerheiligenstriezel
Geschichtliches und Symbolik von Gebäck
Brot wurde all die Jahrhunderte hindurch als heilig betrachtet, als Gottesgabe besonders geschätzt und mit großer Ehrfurcht behandelt. Dem Brot wurde kraftsteigernde und unheilbannende Wirkung zugeschrieben.
Dem Glauben folgend
In der Allerseelenwoche stiegen nach altem Volksglauben die „Armen Seelen“ vom Fegefeuer zur Erde auf um sich für kurze Zeit von ihren Qualen zu erholen. Mittellose Menschen und Kinder wurden stellvertretend für die Armen Seelen mit Allerheiligenstriezel und anderen derartigen Gebäcken beschenkt. Die Beschenkten bedanken sich mit den Worten „Vergelts Gott für die armen Seelen, was einer Fürbitte zugunsten der „Armen Seelen“ gleichkommt. Mit diesen Gaben können – nach christlichem Glauben – die lebenden den Verstorbenen über den Tod hinaus Gutes tun. Die "katholische" Erklärung für die Form der Gebäckstücke ist, dass die drei Zopfstränge an die Heilige Dreifaltigkeit und ihre Verbundenheit erinnere und die Ewigkeit symbolisiere.
Brot wurde auch den Tieren im Stall zu bestimmten Festzeiten gegeben um Unheil abzuwenden und Kraft und Gesundheit zu spenden („Maulgabe“). So entstand im Laufe der Zeit verschiedenes Flecht- und Symbolgebäck und auch figürliches Gebäck.
Hintergrund zum Allerheiligenstriezel
Der Brauch der Flechtopfer hat seine Wurzeln in antiken Trauerkulten. Der Zopf als Opfergabe war ursprünglich weit verbreitet und sollte Ersatz für Frauen- oder Haaropfer sein.
Dem verschlungenen, verknüpften Gebäck sagt man eine Zauberwirkung nach, mit der man böse Geister einfangen wollte. Inzwischen ist der Zopf das ganze Jahr über zu haben und hat dadurch an mythologischer Bedeutung verloren.
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Vom Flechten und Spenden
Allerheiligenstriezel haben ein besonderes Flechtmuster. Dem Flechten und dem Knüpfen wird eine besondere Kraft zugesprochen. Dies zeigen die Bannknoten auf
Kornspeichern an. Ein ähnliches Symbol ist auch der laufende Hund, der den Lauf des Jahres symbolisiert. Sie alle haben eine abwehrende und Schützende Funktion.
Nach altem Brauch gab man auch Spendbrote für die Armen. Dabei spendeten alle, um keine Angst vor Tod und Unglück mehr haben zu müssen. Mit den Spendbroten waren auch Segenswüsnche der
Beschenkten verbunden.
Der Striezel war und ist ein Patengeschenk für die Kinder, verbunden mit einem Glücks- und Segenswunsch.Die ersten
Novembertage gehören – wie Weihnachten und Neujahr – zu den bevorzugten Terminen, um zwischen Taufpaten und Patenkindern Gebäckgeschenke auszutauschen. Die Gebäcke sind regional sehr
verschieden. In Oberösterreich erhalten Kinder zu Allerheiligen einen Striezel, der mit zunehmendem Alter immer kürzer
wird. Vor dem 14. Geburtstag werden sie mit dem Allerheiligenstriezel und einem kleinen Geschenk „abgefertigt“. Bekannt sind auch die Himmelsleiter und das Kipfel. All diese Spezialgebäcke sind
eine sinnbildliche und Kraft spendende Nahrung.
AutorInnen: Eva Maria Lipp Landwirtschaftskammer Steiermark und Katrin Fischer, MSc Landwirtschaftskammer Oberösterreich